Positionierung in bella Italia
Die Älteren unter uns werden sich sicher noch erinnern. Ende der Neunizigerjahre schossen plötzlich Coffee-Shops, wie man sie bis dato nur aus nordamerikanischen Filmen kannte, wie Pilze aus dem Boden. In Berlin war das jedenfalls so.
Eines schönen Tages wollten meine Freundin und ich Kaffeetrinken gehen und betraten einen dieser neuen Coffee-Shops. An den Namen kann ich mich heute nicht mehr erinnern. Wir standen vor einer Tafel und lasen: Vanilla Latte, White Chocolate Mocha, Strawberry and Cream … Das Angebot war überwältigend. Nach wenigen Sekunden platzte es aus meiner Freundin heraus: „Ich weiß in diesen Läden nie, was ich nehmen soll. Ich möchte einfach nur Kaffee. Aber das steht hier nirgends.”
Ich verstand sie nur zu gut. Zuvor hatte ich zwei Auslandssemester auf Sardinien verbracht und mein Tag begann immer mit gutem Kaffee.
In Italien bekommst du an jeder Ecke guten Caffè, sogar an der Tankstelle. Dieser kommt aus einer ordentlichen Espressomaschine, die jemand, der dort arbeitet, auch bedienen kann.
Guten Caffè reichte mir auch meine sardische Gastmutter jeden Morgen. Sie hatte eine traumatische Erfahrung mit deutschem Filterkaffee gemacht: „Das, was ihr in Deutschland trinkt, ist Instantbrühe, kein Kaffee“, hörte ich nicht nur einmal während meines Aufenthaltes. Statt gutem Kaffee gäbe es in Deutschland an jeder Ecke eine Apotheke.
In italiano: „In Germania, voi bevete brodo, non bevete caffè.”
Italien ist für seine schönen Dinge bekannt; dazu zählt auch der Kaffee. Denn Kaffee ist Kulturgut und das Kaffeetrinken wird in Italien zelebriert. Ob man ihn nun zu Hause oder in der Stammbar im Stehen trinkt: Kaffee wird immer genossen.
👉 Wer in Italien „caffè“ bestellt, erhält: Espresso.
Falls du einen Doppelten möchtest, bestellst Du einfach einen „caffè doppio“, ein mit heißem Wasser verdünnter Espresso heißt „caffè americano“ Ein „caffè lungo“ ist ein mit der doppelten Wassermenge zubereiteter Espresso.
Das Angebot der Kaffeespezialitäten ist übersichtlich und eindeutig.
👉 Attenzione: Bestell nicht einfach einen „latte”, sonst bekommst du eventuell ein Glas Milch vor die Nase gesetzt.
👉 Kaffeetrends und Hipstergetränke aus Nordamerika? No!
👉 Espresso to go aus Pappbechern? Igitt!
👉 Caffè ohne Schnickschnack. Sì!
Man muss nicht jeden Trend mitmachen.
So geht Positionierung in bella Italia.
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Apropos Italien … ich bin Yvonnes Mutti. Bevor meine Tochter nach Sardinien ging und sie nicht wusste wie sie es mir beibringen sollte, lud sie mich in ein italienisches Restaurant ein. Dort fing sie an, mit der Chefin Italienisch zu sprechen. Ich fragte sie: „Seit wann sprichst Du Italienisch?” „Ach, ich habe einen Kurs gemacht”, war die Antwort. „Achso, ich werde für ein Jahr nach Italien gehen.” Danach schmeckte mir das Essen nicht mehr. Sie wusste, was diese Trennung bedeutete … Ich konnte einfach nicht loslassen. Heute bin ich sehr stolz auf sie. ❤️